Die Neuroplastizität beschäftigt sich der Aktivitätsänderung im Nervengewebe, vorwiegend im Gehirn. Eine Veränderung wird als plastisch bezeichnet, wenn die Veränderung über die Zeit bestehen bleibt. Für das Coaching ist die Neuroplastizität interessant, um Veränderungen in der Wahrnehmung und im Verhalten vorhersagen zu können. Das unmittelbar darauf aufsetzende Instrument ist das Ankern.

Art der Plastizität#

Die neuronale Aktivität kann entweder gesteigert werden, dann spricht man von Potenzierung. Oder wird diese verringert, spricht man von Depression. (Dies ist nicht mit dem gleichnamigen Krankheitsbild zu verwechseln.)

Ort der Plastizität#

Die Plastizität der Gehirnaktivität findet auf drei Ebenen statt:
  • Synaptischer Ebene: Die Verbindungsstellen der Nervenzellen verändern die Stärke mit der Signale ausgesendet werden oder die Empfindlichkeit mit der Signale aufgenommen werden. Hier können Veränderungen sehr kurzfristig stattfinden.
  • Neuronale Ebene: Anhaltende oder wiederholte Stimulation, auch das Ausbleiben gewohnter Stimulation führt zu einer Veränderung der neuronalen Zelle selbst. Geneteische Programme werden aktiviert, führen zu einer Potenzierung oder Depression der Zellaktivität, sowie Herstellung oder Abbau synaptischer Verbindungen.
  • Gehirnareale: Nervenzellen gehen netzartige Verbindungen ein und bilden dadurch Zonen gemeinsamer Aktivität, auch Aktivitätskomplexe genannt. Gleichbleibende Komplexe können die Größe ändern oder den Ort verlagern. Diese Plastizität findet innerhalb von Jahren statt. Beim Training einer neuen Sportart vergrößern sich die Areale betreffender Körperteile.

Dynamik der Plastizität#

Die Aktivitätsveränderungen können sich im zeitlichen Verlauf, also in deren Dynamik unterscheiden:
  • Sekunden bis Minuten: Das Aktivitätspotenzial der Synapse, des Neurons oder des Areals verändert sich für Sekunden bis Minuten. In diesem Zeitbereich handelt es sich typischerweise um Aktivitätssteigerungen. Einhergehende Vorgänge sind Wahrnehmung, Handlung, Kurzzeitgedächtnis und Denkvorgänge.
  • Minuten bis Tage: Änderungen finden auf molekularer Ebene statt, die Reaktion ändern sich für Minuten bis Tage. Typischerweise tritt dies bei Lernvorgängen und Beschäftigung mit Themen oder Tätigkeiten auf.
  • Tage und höher: Änderung auf genetischer Ebene, es finden Umbauten innerhalb der Nervenzellen statt. Dies ist typisch für Lernvorgänge die ein Leben lang anhalten, wie Fahrradfahren oder Tennis spielen.